Freitag, 26. September 2008
Ich habe lange überlegt was diesmal anders ist als letztes mal.
Man merkt es besonders wenn man abends durch die Stadtteile geht wo früher viele Ausländer waren:
ES GIBT KEINE TOURISTEN MEHR in Tiflis.

Die einzigen Ausländer, sind irgendwelche UN-, Osce- oder Projektleute, die das Land noch versuchen nach vorne zu bringen. Deutsche und Amerikaner, vereinzelt Franzosen hört man.
Ich möchte nicht wissen wie weit dieses Land wirtschaftlich durch diesen Konflikt mit Russland nach hinten gefallen ist. Naja, sie hoffen ja auf die NATO aber ich glaube da muss der Präsident noch etwas Nachhilfe in Demokratie bekommen.

Die Meinung ist natürlich bei der Bevölkerung eindeutig. Besonders bei solchen wie Niko, der jede freie Minute nutzt um Hetze gegen die Russen zu betreiben.


Sein Auto hat er auch gut dekoriert, allerdings kommt das bei den anderen im Labor auch nicht so gut an:


Ansonsten sieht mein Tagesablauf immer realiv ähnlich aus:

Morgens Abfahrt aus dem Hotel mit einem GTZ-Fahrer, mal allein mal mit irgendweclchen anderen "Experten" (hier Prof. Dr. Schulz aus Meissen):


Dann Schulungen im Labor, mal unten im Labor:


oder oben im Schulungsraum:


Auf der Fahrt zum Labor erlebt man dann manchmal lustige Begebenheiten. Es ist ja gerade Weinernte und manch ein Winzer benutzt auch schon mal etwas ungewöhnliche Transportmittel um seine Ernte nach hause zu bringen:


Oder: Dieses Auto stand vor einem Jahr auch schon an der gleichen Stelle vor dem Hotel. Man beachte die Reifenschoner:


Niko ist immer sehr interessiert an Neuigkeiten aus der Politik:

Einmal präsentierte er uns eine PPT-Datei mit Bildern vom Krieg unterlegt mit Musik "Stop Russia, or you will be the next". Die ersten Bilder kannte man schon aus unseren Medien: Kaputte Häuser, blutende Menschen, Panzer die über georgische Autos fahren, ...
Dann folgten Bilder, die die Presse wohl bewusst nicht gezeigt hat. Nach dem dritten Bild konnte und wollte ich nicht mehr hinschauen. Dako sass danach eine halbe Stunde weinend in der Ecke.
Man kann auch anders als mit solchen ekelhaften und den toten Menschen gegenüber absolut würdelosen Bildern die Grausamkeit und Sinnlosigkeit eines Krieges vermitteln. Danach war die Stimmung etwas gedämpft. Niko meint man muss dem Westen solche Bilde zeigen, um die Welt aufmerksam zu machen gegenüber Russland und seinen Methoden.

Ich meine das nicht.

Nun ja. Das Thema ist verständlicherweise hier sehr im Vordergrund.

Aber es gibt auch schöne Seiten: An einigen Ecken haben die Bauaktivitäten doch Fortschritte gezeigt. Viele Parks wurden angelegt und nach und nach putzen sich die Häuser raus, auch wenn dies noch in der Minderheit ist.




Selbst Kunst ist inzwischen im Stadtbild zu sehen:


Ein großer lebendiger Park


Nach meinen abendlichen Spaziergängen bei sommerlichen Temperaturen geht es dann in irgendeine Bar zum Essen. Mal allein mit Buch, mal mit irgendwem aus dem Projekt. Preislich liegt das zwischen 5 EUR für georgischer Salat, Steak Kartoffeln und Zwiebeln, 2 Bier und 15 EUR in den Restaurants wo mal Touristen waren. Dafür haben die dann auch WLAN gratis.

Benzin kostet inzwischen auf 2 Lari/Liter = 1 EUR. Ich weiss nicht warum die Straßen imme rnoch so verstopft sind bei den Preisen.

Hangar-Bar, dass fühlte ich mich fast wie zuhause :-)


Dies ist meine Lieblingsbar:

Die Bedienung hat vor 2 Jahren Bachlor Wirtschaft fertigstudiert und bekommt keinen Job. Jetzt arbeitet sie jeden Tag 13 Studen in der Bar und hofft in die USA auswandern zu können, was aber nicht so einfach ist. Jetzt verdient sie 400 Lari im Monat (200 EUR). Im Goodwill wird sie bestimmt nicht einkaufen können.

Kleine Rechnung: Ein normals Auto verbraucht hier 10l/100km = 20 Lari / 100km. Also kann sie im Monat 2000km Auto fahren für ihren Lohn. Jetzt rechnet mal aus wie weit ihr in Deutschland kommt....


Heute nach einer Woche war viel geschafft, aber es wurde auch wieder viel hin und herdiskutiert. Zum Beispiel habe ich heute mal die Benutzerbedingung eingeschaltet dass die "normalen" Benutzer eingetragene Ergebniswerte nicht mehr ändern können. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das für Proteststürme hervorgerufen hat. Aber letztendlich habe ich mich und sogar Nuzgar (Laborleiter) durchsetzen. Denn dieser Punkt war eines der Abnahmekriterien für unser LIMS.

Dann war Feierabend:


Morgen ist frei, da werde ich mal auf den Berg zur Festung wandern und in den botanischen Garten.

Sonntag will Niko mit mir einen Ausflug in die Berge machen Richtung Kaukasus. Ich hoffe
1: das sein Auto hält und
2: dass ich nicht an einer Kohlenmonoxidvergiftung sterben werde.

Apropos Sicherheit, Das einzig gefährliche in Tiflis wobei man umkommen kann ist die Überquerung der Hauptstraßen. Nicht ohne Grund gibt es überall Unterführungen in denen man dann allerdings wieder Gefahr läuft von herunterfallenden Betonteilen erschlagen zu werden:
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